V E R E I N S N A M E N . D E

-  Z e n t r a l s t e l l e   f ü r   d e u t s c h e   F u ß b a l l - V e r e i n s n a m e n  -



Einstieg    • Sammlung Bezeichnungsnamen    • Sammlung Wortnamen    • Vertiefungen
Namentliche Werdegänge    • Zeitgeschehen    • Vereinsnamen-Knigge    • Geschichtswerke



Club vs. Klub    • Phänomen Kleinbuchstaben im Kürzel    • Fusionsergebnisse
Willkür und Schicksal    • Erfinder bzw. Einführer    • Traditionsreichste Namensträger
Beeinflussung der Vereinsfarben    • Namensdarstellung in Wappen    • Hauptanfeuerungsrufe
Formale Zusätze    • Namensverbote    • Spitznamen    • Namenskultur und Volksaustausch




Fusionsergebnisse



Vereinsfusionen sind seit jeher eine Begleiterscheinung des Fußballs. Drei Entwicklungen bauen derzeit einen außergewöhnlichen Druck auf. In Zeiten demographischen Niedergangs muß eine zu hohe Anzahl an Vereinen irgendwann unweigerlich an die tatsächlich verfügbare Spielerdecke (und an die Besetzbarkeit der Ehrenämter) angepaßt werden. Der andere Hauptgrund ist die Steigerung der sportlich-wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Gegenwärtig brennt in beiden Hinsichten die Hütte: Kleinere Klubs bekommen allein keine (ausreichend betreuten und verwalteten) Mannschaften mehr zusammen, und die größeren sind zur lokalen Kräftebündelung gezwungen, damit im Zeitalter der immer weiträumigeren Ligen nicht die ganze Stadt von der Fußball-Landkarte verschwindet. Zum Dritten wird um fortschrittlichen Kunstrasen gewetteifert. An einen Klub, der solch einen Platz besitzt, verlieren alle anderen der Umgebung ihre Jugend. Mit vereinten Mitteln bringt man den Kaufpreis eher auf, vor allem wenn ein überzähliges Vereinsgelände dann veräußert werden kann. Öffentliche Gelder fließen für Kunstrasenprojekte oft nur unter der Bedingung Fusion!


So bitter es auch ist, von altehrwürdigen Vereinen und ihren Erkennungszeichen Abschied nehmen zu müssen, wenigstens sorgen sie während des Wartens auf den neuen Vereinsnamen noch ein letztes Mal für Spannung. Grundsätzlich können bei der Namenswahl vier verschiedene Wege beschritten werden, die hier zunächst kurz vorgestellt seien. Anschließend betrachten wir die wichtigsten Zusammenschlüsse des bisherigen Jahrtausends und ordnen sie den Möglichkeiten zu. Es sind daran die führenden oder zumindest renommiertesten Klubs aus Mittel- und Großstädten beteiligt. Bei den Fusionspartnern der sportlichen Aushängeschilder handelte es sich oft um die bis dahin ärgsten Widersacher, manchmal aber auch um finanziell gesunde Breitensportvereine mit großem Mitgliederstamm und/oder brauchbaren Sportanlagen.



Möglichkeit 1: Der Name eines der Vorgängervereine wird übernommen. Rein namentlich wären „Anschluß“ bzw. „Übernahme“ hierfür natürlich die treffenderen Ausdrücke. Jedoch kann der Name auch als Tauschgut zur Durchsetzung anderer Elemente wie Vereinsfarben oder Spielstätte hergegeben werden. Dazu ein denkwürdiges Beispiel aus der Kommunalpolitik: Bei der Eingemeindung von Wanne-Eickel nach Herne nahm Herne sowohl die Farben als auch das Wappen von Wanne-Eickel an. Andererseits gibt es tatsächlich „Fusionen“, die diese Bezeichnung eher verhöhnen, da sie lediglich dazu dienen, Vorschriften Genüge zu leisten. So hatte es der 1.FC Lok Leipzig bei seinem Fusionspartner FC 1952 Torgau einzig auf dessen ziemlich hohe Ligenzugehörigkeit abgesehen, weil man nach dem Konkurs nicht in der alleruntersten Spielklasse starten wollte (der Nutzen für die Torgauer lag in den hingeblätterten Scheinchen, die sie dann anderweitig für den heimischen Fußball gebrauchten). Viktoria Köln „verschmolz“ indessen mit den ohnehin todgeweihten Spfr. Köln 93, um durch diesen Schachzug eine 2. Mannschaft aufbieten zu können, wie sie zum Lizenzerhalt für die 3. Liga unerläßlich ist. Interessant zu wissen: Ohne daß die Öffentlichkeit großartig davon erführe, werden auch aufrichtige Fusionen der Einfachheit halber oft tatsächlich als Anschluß/Übernahme durchgezogen. Dabei beschließt der eine Verein sein Ende und die Übertragung aller Werte auf den anderen. Jener wird zeitgleich umbenannt - oder auch nicht.




Möglichkeit 2: Der neue Vereinsname setzt sich aus Namensbestandteilen der beteiligten Klubs zusammen. Diese Lösung erscheint auf den ersten Blick verlockend, braucht man sich von alten Gewohnheiten doch nicht ganz zu verabschieden. Sie hat aber einen riesigen Nachteil, der zu dauerhaften Problemen bis hin zum Scheitern des Fusionsvereins führen kann. Da alle Namensbestandteile ebenbürtig sind, darf man sie nicht ungleich behandeln, muß sie also stets allesamt aufführen. Bekanntes­tes Beispiel für einen solchen erzwun­gen­en Mehrklang ist „Hertha BSC“ (wo die Fans sogar den einzigartigen Anfeuerungsruf „Ha Ho He - Hertha BSC“ entwickelten, um beides zu berücksichtigen). Zur Erheiterung sollen auch die historischen Kuriosa „Frank­furter FV Amicitia und 1902“, „Hochheimer SV und Alemannia 07“, „SpV Germania und VfB Suhl“, „Vereinigte Fortuna-Amicitia Basel“, „Turn-Borussia Duisburg“ sowie der bestehende Ruderklub „Hamburger und Germania RC“ nicht unerwähnt bleiben. Aber kann man von Außen­stehenden wirklich erwarten, daß sie sich zunächst mit der Vereinsgeschichte beschäftigen, bevor sie den Verein benennen?! Auch beim betreffenden Klub selbst muß man den Fusionshintergrund immer im Hinterkopf behalten, kommt also über dieses Ereignis nie hinweg. Interessengruppen können durch das absichtliche Unter­schlagen eines der Namensbestandteile sogar Geschichtsklitterung betreiben oder eine Spaltung provo­zieren - die Bruchstelle ist ja schon als verkappte Rücktrittsklausel im Vereinsnamen vorgesehen! Bei fast allen Fusionsvereinen dieser Gruppe ist zu beobachten, daß das namentliche Erinnerungsstück des weniger populären Ursprungsvereins abgedrängt wird (die Umgangsbezeichnungen lauten weiterhin VfV Hildesheim, Bayern Hof, SpVgg Weiden, usw., bis hin zur einseitigen Rückbenennung wie beim Wuppertaler SV und bei Göttingen 05). Es ist wirklich unverständlich, warum man den selben Fehler seit über 100 Jahren ständig wiederholt. Über mehrere Fusionsstufen hinweg schleicht sich außerdem die Gefahr ein, innerhalb des Stammbaums einen Namen kraß zu bevorteilen. Schauen wir uns als Beispiel den - ansich blitzsauberen - Vereinsnamen FC Hertha Wels an, der ständig für eine Fusion aus FC Wels und WSC Hertha Wels im Raum schwebt. Nachdem der FCW aus SK Eintracht und FC Union hervorgegangen war, der WSC Hertha aus Welser SC und SK Hertha, würde sich der letztgenannte unter den vier Ausgangsklubs plötzlich durchgesetzt haben! Ausgenommen von der ganzen Kritik sind kombinierte Namen, wenn von der einen Seite Bezeichnungs-/Wortname/Jahreszahl herstammen, von der anderen Seite der Ortsname, da zwischen diesen Zutaten ja kein Konkurrenzverhältnis besteht.


Möglichkeit 3: Als Steigerungsform von Möglichkeit 2 werden hier die Namensbestandteile fest zusammengefügt oder ineinander verschachtelt. Bezeichnungsnamen lassen sich oft gut miteinander verschmelzen. Tausendfach durchgeführt wurde vor allem die Fusion TV + SV = TSV/TuS. Für Wortnamen finden wir im deutschen Sprachraum vermutlich nur das tiefklassige Beispiel des Zusammenschlusses zwischen der DJK Rheinkraft Bilk und der DJK Siegfried 08 Bilk zur DJK Rheinfried 08 Bilk +, aber das Ausland springt mit Sampdoria Genova (aus „Sampierdarenese“ und „Andrea Doria“) sowie Spora Luxembourg + (aus „Sporting“ und „Racing“) ein. Die BSG Reipo Frankfurt/Oder trug das Kunstwort aus „Reichsbahn“ und „Post“ hingegen nicht fusionsbedingt. Mit einem Schmunzeln nehmen wir noch den aus Borussia Düsseldorf und Concordia Düsseldorf geschmiedeten BC Düsseldorf + zur Kenntnis.


Möglichkeit 4: Es wird ein ganz neuer Name gewählt. Bisweilen werden bei der Gelegenheit verschollene Namens­bestandteile aus einer der Vereins­geschichten ausgegraben, was aber natürlich jederzeit auch außerhalb von Fusionen geschehen kann. Als neuer Name gilt in der folgenden Übersicht auch ein Bezeichnungsname, der zwar schon vorher von einem der Vorgängerklubs getragen worden war, dies jedoch im Schatten eines Wortnamens.







Möglichkeit


vorherige Vereine


neuer Verein


Nr. 2


1.FC Bamberg, TSV Eintracht Bamberg


1.FC Eintracht Bamberg
(jetzt: FC Eintracht Bamberg 2010)


Nr. 4


FC Jugend 07 Bergheim, CfR Kenten,
BSV Zievenich


FC Bergheim 2000


Nr. 2


FC Bremerhaven, SC Sparta Bremerhaven


FC Sparta Bremerhaven


Nr. 3
(jetzt: Nr. 4)


VfB Coburg 07, DJK/Viktoria 09 Coburg


DVV Coburg
(jetzt: FC Coburg)


Nr. 2 (mit Transformation)


DJK Eintracht Datteln, SF Germania Datteln


DJK Sportfreunde Datteln


Nr. 2


SG Düren 99,
SpVgg Schwarz-Weiß Düren 1896


SG Schwarz-Weiß Düren 99 +
(entlang der Bruchlinie gescheitert!)


Nr. 2


SG Düren 99, GFC Düren


SG GFC Düren 99 +


Nr. 4


SG GFC Düren 99, FC 08 Düren-Niederau


1.FC Düren


Nr. 4


FV Motor Eberswalde, FC Freya Marienwerder


FV Preussen Eberswalde
(seither Neugründung eines SV Freya Marienwerder)


Nr. 4


FC Wartburgstadt Eisenach,
ESV Lokomotive Eisenach, SG Hörseltal-Stedtfeld


FC Eisenach


Nr. 4


Eisenhüttenstädter FC Stahl,
SG Aufbau Eisenhüttenstadt, 1.FC Fürstenberg


FC Eisenhüttenstadt


Nr. 4


FTSV Raspo Elmshorn, TSV Fortuna Langelohe


FC Elmshorn


(Nr. 1)


BSV Kickers Emden,
SV Blau-Gelb Barenburg-Emden


BSV Kickers Emden
(BSV steht nunmehr für „Barenburger Sportverein“ statt „Ballspielverein“)


(Nr. 2)


FC Erftstadt, SC Germania Lechenich


SC Germania Erftstadt-Lechenich


(Nr. 2/4)


Flensburger SpVgg 08, ETSV Weiche


„SC Weiche Flensburg 08“


Nr. 4


Frankfurter FC Viktoria 91,
MSV Eintracht Frankfurt/Oder


1.FC Frankfurt/Oder


Nr. 4


SC Borussia 04 Fulda, TSV Lehnerz


„SG Barockstadt Fulda Lehnerz“


Nr. 2


SG Union Fürstenwalde 1919,
FSV Wacker Fürstenwalde


FSV Union Fürstenwalde


Nr. 4


1.SV Gera, FC Blau-Weiss Gera,
KFC Geraer Dynamos


FV Gera-Süd
(jetzt: BSG Wismut Gera)


Nr. 4


VfB 1900 Gießen,
SC Teutonia Watzenborn-Steinberg


FC Gießen


(Nr. 1)


Goslarer SC 08, SV Sudmerberg


„Goslarer SC 08 / Sudmerberg“
(Fusion wieder aufgehoben)


Nr. 2
(jetzt: (Nr. 1))


1.FC Göttingen 05 (vorher 1.SC Göttingen 05),
RSV Geismar


RSV Göttingen 05
(jetzt: 1.SC Göttingen 05)


Nr. 4


ESV/Empor Greifswald (darin der kurz zuvor aufgelöste Greifswalder SC), SSV Grün-Schwarz Greifswald


Greifswalder SV 04 +


Nr. 4


Greifswalder SV 04, FC Pommern Greifswald


Greifswalder FC


(Nr. 1)


FC Grenchen, FC Wacker Grenchen


FC Grenchen 15


Nr. 4


SV Vorwärts Gronau 09, DJK Arminia Gronau


Fortuna Gronau 09/54


Nr. 2


FC Heilbronn, FV Union 08 Böckingen


FC Union Heilbronn


Nr. 2/4


TuRa Hennef, FC Geistingen


FC Hennef 05


Nr. 2


Spvgg Herten, DJK 07/26 Herten


DJK Spvgg Herten


Nr. 2


VfV Hildesheim, SV Borussia 06 Hildesheim


VfV Borussia 06 Hildesheim


Nr. 2


FC Bayern Hof, SpVgg Hof


SpVgg Bayern Hof


Nr. 4


FC Lausitz Hoyerswerda, Hoyerswerdaer SV 1919


Hoyerswerdaer FC


Nr. 4


Spvg 1919 Hürth-Hermülheim, BC Berrenrath


FC Hürth


Nr. 4


MTV Ingolstadt, ESV Ingolstadt


FC Ingolstadt 04


Nr. 4


TuS Iserlohn, SF Oestrich-Iserlohn


FC Iserlohn 46/49
(seither Neugründung der SF Oestrich)


Nr. 4


SC Kleve 63, VfB Lohengrin Kleve


1.FC Kleve


Nr. 4


„FC Konstanz 1900 VfR“, FC Wollmatingen


SC Konstanz-Wollmatingen


Nr. 4


Lahrer FV, Spvgg Lahr


SC Lahr


Nr. 4
(jetzt: (Nr. 1))


Lüneburger SK, Lüneburger SV


FC Hansa Lüneburg
(jetzt: Lüneburger SK Hansa)


Nr. 4


SpVg Marl, SG Marl, VfL Drewer


FC Marl 2011
(Hinweis: Obwohl als „Stadtverein“ konzipiert, geben die beiden Klubs aus dem Stadtteil Hüls den Ton an)


Nr. 4


TuRa Grönenberg Melle, TuS Einigkeit Melle


SC Melle 03


Nr. 3/4


Naumburger SV 05, Naumburger BC 1920


SC Naumburg


Nr. 4


FC Tollense Neubrandenburg,
SV NEVAG Neubrandenburg


1.FC Neubrandenburg 04


Nr. 3


1.FC Pforzheim, VfR Pforzheim


1.CfR Pforzheim


Nr. 4


VfL 06 Saalfeld, FC Lokomotive Saalfeld


FC Saalfeld


Nr. 4


Schönebecker SV 1861, Schönebecker SC


Union 1861 Schönebeck


Nr. 1


FC Eintracht Schwerin, FC Mecklenburg Schwerin


FC Mecklenburg Schwerin


Nr. 2


Soester SV, DJK Westfalia Soest


SV Westfalia Soest


Nr. 2


1.FC Union Solingen, BSC Aufderhöhe


BSC Union Solingen


Nr. 2


VfL Stade, TuS Güldenstern Stade


VfL Güldenstern Stade
(dies ist der Name der Fußballabteilung;
der Gesamtverein heißt VfL Stade)



Nr. 2


FSV Lok/Altmark Stendal, 1.FC Stendal


1.FC Lok Stendal


Nr. 1


FC Pommern Stralsund, TSV 1860 Stralsund


FC Pommern Stralsund


Nr. 1


Torgelower SV Greif, FC Vorwärts Drögeheide


Torgelower SV Greif
(jetzt: Torgelower FC Greif;
FC Vorwärts Drögeheide wiedergegründet)



Nr. 2


SSV Troisdorf 05, Spfr. Troisdorf


Spfr. Troisdorf 05


(Nr. 2)


SpVgg Weiden 2010, SV Detag Weiden


SpVgg SV Weiden


Nr. 4


SK Eintracht Wels, FC Union Wels


FC Wels


Nr. 4


DJK Eintracht Wiedenbrück,
SV Westfalia Wiedenbrück


SC Wiedenbrück 2000
(jetzt: SC Wiedenbrück)


Nr. 1


Wolfenbütteler SV, MTV Wolfenbüttel


MTV Wolfenbüttel


Nr. 2
(jetzt: Nr. 1)


Wuppertaler SV, SV Borussia Wuppertal


Wuppertaler SV Borussia
(jetzt: Wuppertaler SV; der SV Borussia Wuppertal daraufhin wiedergegründet)