V E R E I N S N A M E N . D E

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Deutsche Eigenarten



Fußball erfährt international eine immer stärkere Vereinheitlichung. Landestypische Eigenheiten lassen sich erschreckend schwer ausmachen. Althergebrachte Vereinsnamen kann man da schon ohne Übertreibung als Bastion der Vielfalt bezeichnen. Im Vergleich zum Ausland enthält unsere Vereinsbenennung mehrere identitätsstiftende Merkmale:



1. Den Buchstaben „V“ in Kürzeln. Über die Rückwärtskette Verein - Vereinigung - vereinen entstammt das V der deutschen Vorsilbe „ver-“. Von den anderen germanischsprachigen Ländern geht hier nur das Nieder­ländische mit, so daß das V auch in den Niederlanden und im flämischen Belgien vor­kommt (Vereniging). In Skandinavien schreibt es sich mit F (Forening, Förening), im Englischen fehlt es. Alle anderen Spra­chen könnten höchstens zufällig ein ganz anderes Wort mit V für Vereinsnamen verwenden, tun es aber offenbar nicht. Zu beachten ist nur, daß im Niederländischen zusätzlich auch „Fußball“ mit V geschrieben wird (Voetbal).


2. Die Möglichkeit, das Kürzel auf beiden Seiten an den Ortsnamen anzubinden (FC Remscheid oder Chem­nitzer FC). Man beobachtet das zwar in vielen Ländern, doch wird dabei selten eine grammatische Beugung ersichtlich. Womöglich folgt man da einfach dem englischen, also völlig ungebeugten Vorbild.




3. Jahreszahlen, teils so stark geprägt, daß sie ohne Bezeichnungsnamen beim Ortsnamen stehen (Schalke 04, 1860 München, Hannover 96) bzw. pur zur Kurzform werden. Es gibt diese Tradition auch in den Niederlanden, meist zweistellig mit Apostrophen davor, ausgezeichnet geprägt, aber im Spitzenbereich fehlend und daher unbekannt. In Dänemark wurden die eher vierstelligen, vor dem Ortsnamen plazierten Jahreszahlen durch Fusionen aus der Öffentlichkeit verbannt. Finnland hat mehrere Zweisteller zu bieten, die dort per Bindestrich an den Ortsnamen angeschlossen sind. Wenn sonst irgendwo Jahreszahlen aufflackern, kann man getrost von Abkupferung sprechen, denn bei uns sind sie für alle Fußballfreunde Europas unübersehbar (sofern man nicht gerade die Bundesliga-Spielzeit 83/84 oder 89/90 erwischt hat).


4. Das vorgeschaltete „1.“, besonders als „1.FC“. Man muß sich hier erstmal bewußt machen, daß es sich um weitere Zahlen handelt, die den Buchstaben beigemischt sind. Für die vier historischen ausländischen Beispiele 1.HŠK Građanski (Zagreb), 1.ČsŠK Bratislava, 1. Lwowski KS Czarni (Lwów) und 1.SSK Maribor war, zumal Kroatien, die Slowakei, Galizien und Slowenien zu Österreich-Ungarn gehörten, Anschauungs­unterricht in Wien genommen worden. Dieser Tage schwappen die Einsen auch wieder in andere Länder über, am auffälligsten nach Tschechien. Als Gegenstück zu unserem „1.“ kann übrigens das „City“/„Town“ der britischen Inseln betrachtet werden.




5. Kleinbuchstaben im Kürzel (VfB, SpVgg, TuS). Welche Kulturleistung damit erbracht wurde, zeigt z.B. der mitleidige Blick nach England, wo die Evolution der Bezeichnungsnamen nach FC und AFC bereits zum Stillstand kam. Andere Sprachen haben erheblich schlechtere Voraussetzungen zur Entwicklung solcher Kürzel, weil sie allesamt keine grundsätzliche Großschreibung der Hauptwörter kennen, deshalb die Vereins­namens­kürzel als Namen sicherlich unbedingt kontrastierend großgeschrieben sehen wollen. Im Dänischen gab es bis 1948 noch die Großschreibung, und genau dort finden wir ein paar Beispiele (fB, fF, fI, fS). Ansonsten leistet Schweden einen Beitrag (BoIF, BoIS, GoIF, GoIK). Siehe dazu „Vertiefungen / Phänomen Kleinbuchstaben im Kürzel“.


6. Den Buchstaben „T“ in Kürzeln. Das Turnen als urdeutscher Hergang hat keine vergleichbar bedeutsamen Entsprechungen im Ausland (am ehesten in der Sokol-Bewegung bei einigen slawischen Völkern). Der Begriff wurde von Friedrich Ludwig Jahn aus dem Althochdeutschen hervorgeholt, wo er mit lateinischem Ursprung für „drehen“ und „wenden“ stand (also mit dem englischen „turn“ verwandt ist). Das Ungarische hat dafür gleich zwei mit T beginnende Wörter, die auch in dortigen Fußball-Vereinsnamen erscheinen. In anderen Sprachen fällt Turnen unter den Begriff „Gymnastik“. Außer bei der Aarhus GF (Dänemark) und beim OGC Nice (Nizza, Frankreich) wagt sich das G aber nicht nach draußen. Anderweitig kommt ein T mit dem ungefähren Inhalt „körperliche Ausbildung“ im tschechisch-slowa­kischen Namen TJ vor, sonst ist es nirgends standardmäßiger Bestandteil von Vereinsnamen.




7. „Vereinsnamen gemäß den Vereinsfarben“ (Blau-Weiß, Rot-Weiß, Schwarz-Weiß). Farbangaben wird es zwar rund um den Erdball geben, aber eher in Kombinationen wie Red Diamonds, Blue Stars, usw., und nicht so herrlich formal-nüchtern hingeklatscht.


8. Das nahezu vollständige Fehlen original-englischer Namen (abgesehen von einigen Wortnamen in der Schweiz). Zwar wird das Grundwort „Klub“ fast immer in der englischen Schreibweise mit C belassen, das Bestimmungswort „Fußball“ hingegen auf Deutsch herangezogen. Begänne „Fußball“ nicht mit F, wäre das sicherlich anders. Auch Völker, in deren Sprachen „Fußball“ nicht mit F anlautet, streben nämlich zum Kürzel „FC“. Sie können es dann nur über die komplett englische Vereinsbenennung erreichen. So verbergen sich z.B. hinter allen niederländischen und italienischen FCs „Football-Clubs“ (Amsterdamsche FC Ajax, FC Groningen, FC Twente; FC Internazionale Milano, Juventus FC Torino, Bologna FC), da dieser Sport in den Landessprachen nunmal „Voetbal“ bzw. „Calcio“ heißt. Seit sich die Schweizer Klubs davon abkehrten, huldigt im deutschsprachigen Raum lediglich noch der „First Vienna FC 1894“ (Wien) dergestalt dem Mutterland des Fußballs.